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发布时间:2022-06-06 13:07
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时间:2022-07-12 08:43
Vierter Aufzug
Erste Szene
Venedig. Ein Gerichtssaal
Der Doge, die Senatoren, Antonio, Bassanio, Graziano, Salarino, Solanio und andre
Doge.
Nun, ist Antonio da?
Antonio.
Eur Hoheit zu Befehl.
Doge.
Es tut mir leid um dich; hast zu tun
Mit einem felsenharten Widersacher;
Es ist ein Unmensch, keines Mitleids fähig.
Kein Funk Erbarmen wohnt in ihm.
Antonio.
Ich hörte,
Daß sich Eur Hoheit sehr verwandt, zu mildern
Sein streng Verfahren; doch weil er sich verstockt
Und kein gesetzlich Mittel seinem Haß
Mich kann entziehn, so stell ich denn Geld
Entgegen seiner Wut und bin gewaffnet
Mit Ruhe des Gemütes, auszustehn
Des seinen ärgsten Grimm und Tyrannei.
Doge.
Geh wer und ruf den Juden in den Saal.
Solanio.
Er wartet an der Tür; er kommt schon, Herr. Shylock kommt.
Doge.
Macht Platz, laßt ihn uns gegenüberstehn. -
Shylock, die Welt denkt, und ich denk es auch,
Du treibest diesen Anschein deiner Bosheit
Nur bis zum Augenblick der Tat; und dann,
So glaubt man, wirst dein Erbarmen zeigen
Und deine Milde, wunderbarer noch
Als deine angenommne Grausamkeit.
Statt daß jetzt das dir Verfallne eintreibst,
Ein Pfund von dieses armen Kaufmanns Fleisch,
Wirst nicht nur die Buße fahren lassen,
Nein, auch gerührt von Lieb und Menschlichkeit,
Die Hälfte schenken von der Summe selbst,
Ein Aug des Mitleids auf die Schäden werfend,
Die kürzlich seine Schultern so bestürmt:
Genug, um einen königlichen Kaufmann
Ganz zu erdrücken und an seinem Fall
Teilnahme zu erzwingen, selbst von Herzen,
So hart wie Kieselstein, von ehrnen Busen
Von Türken und Tataren, nie gewöhnt
An Dienste zärtlicher Gefälligkeit.
Wir all erwarten milde Antwort, Jude.
Shylock.
Ich legt Eur Hoheit meine Absicht vor:
Bei unserm heilgen Sabbat schwor ich es,
Zu fordern, was nach meinem Schein mir zusteht.
Wenn Ihr es weigert, tut's auf die Gefahr
Der Freiheit und Gerechtsam' Eurer Stadt.
Ihr fragt, warum ich lieber ein Gewicht
Von schnödem Fleisch will haben, als dreitausend
Dukaten zu empfangen? Darauf will ich
Nicht Antwort geben; aber setzet nun,
Daß mir's so ansteht: ist das Antwort gnug?
Wie? wenn mich eine Ratt im Hause plagt?
Und ich, sie zu vergiften, nun dreitausend
Dukaten geben will? - Ist's noch nicht Antwort gnug?
Es gibt der Leute, die kein schmatzend Ferkel
Ausstehen können; manche werden toll,
Wenn sie 'ne Katze sehn; noch andre können,
Wenn die Sackpfeife rch die Nase singt,
Den Harn nicht bei sich halten; denn die Triebe,
Der Leidenschaften Meister, lenken sie
Nach Lust und Abneigung. Nun, Euch zur Antwort:
Wie sich kein rechter Grund angeben läßt,
Daß der kein schmatzend Ferkel leiden kann,
Der keine Katz, ein harmlos nützlich Tier,
Der keinen Dudelsack; und muß rchaus
Sich solcher unfreiwillgen Schmach ergeben,
Daß er, belästigt, selbst belästgen muß;
So weiß ich keinen Grund, will keinen sagen,
Als eingewohnten Haß und Widerwillen,
Den mir Antonio einflößt, daß ich so
Ein mir nachteilig Recht an ihm verfolge.
Habt Ihr nun eine Antwort?
Bassanio.
Nein, es ist keine, fühlloser Mann,
Die deine Grausamkeit entschuldgen könnte.
Shylock.
Muß ich nach deinem Sinn dir Antwort geben?
Bassanio.
Bringt jedermann das um, was er nicht liebt?
Shylock.
Wer haßt ein Ding und brächt es nicht gern um?
Bassanio.
Beleidigung ist nicht sofort auch Haß.
Shylock.
Was? läßt dich die Schlange zweimal stechen?
Antonio.
Ich bitt Euch, denkt, Ihr rechtet mit dem Juden.
Ihr mögt so gut hintreten auf den Strand,
Die Flut von ihrer Höh sich senken heißen;
Ihr mögt so gut den Wolf zur Rede stellen,
Warum er nach dem Lamm das Schaf läßt blöken?
Ihr mögt so gut den Bergestannen wehren,
Ihr hohes Haupt zu schütteln und zu sausen,
Wenn sie des Himmels Sturm in Aufruhr setzt;
Ihr mögt so gut das Härteste bestehn,
Als zu erweichen suchen - was wär härter? -
Sein jüdisch Herz. - Ich bitt Euch also, bietet
Ihm weiter nichts, bemüht Euch ferner nicht
Und gebt in aller Kürz und gradezu
Mir meinen Spruch, dem Juden seinen Willen.
Bassanio.
Statt der dreitausend Dukaten sind hier sechs.
Shylock.
Wär jedes Stück von den sechstausend Dukaten
Sechsfach geteilt und jeder Teil 'n Dukat,
Ich nähm sie nicht, ich wollte meinen Schein.
Doge.
Wie hoffst Gnade, da keine übst?
Shylock.
Welch Urteil soll ich scheun, tu ich kein Unrecht?
Ihr habt viel feiler Sklaven unter Euch,
Die Ihr wie Eure Esel, Hund' und Maultier'
In sklavischem, verworfnem Dienst gebraucht,
Weil Ihr sie kauftet. Sag ich nun zu Euch -
Laßt sie doch frei, vermählt sie Euren Erben;
Was plagt Ihr sie mit Lasten? laßt ihr Bett
So weich als Eures sein, labt ihren Gaum'
Mit eben solchen Speisen. - Ihr antwortet:
Die Sklaven sind ja unser; und so geb ich
Zur Antwort: das Pfund Fleisch, das ich verlange,
Ist teur gekauft, ist mein, und ich will's haben.
Wenn Ihr versagt, pfui über Eur Gesetz!
So hat das Recht Venedigs keine Kraft.
Ich wart auf Spruch; antwortet: soll ich's haben?
Doge.
Ich bin befugt, die Sitzung zu entlassen,
Wo nicht Bellario, ein gelehrter Doktor,
Zu dem ich um Entscheing ausgeschickt,
Hier heut erscheint.
Salarino.
Eur Hoheit, draußen steht
Ein Bote hier, mit Briefen von dem Doktor,
Er kommt soeben an von Paa.
Doge.
Bringt uns die Briefe, ruft den Boten vor.
Bassanio.
Wohlauf, Antonio! Freund, sei gutes Muts!
Der Jude soll mein Fleisch, Blut, alles haben,
Eh dir ein Tropfen Bluts für mich entgeht.
Antonio.
Ich bin ein angestecktes Schaf der Herde,
Zum Tod am tauglichsten; die schwächste Frucht
Fällt vor der andern, und so laßt auch mich.
Ihr könnt nicht bessern Dienst mir tun, Bassanio,
Als wenn Ihr lebt und mir die Grabschrift setzt. Nerissa tritt auf, als Schreiber eines Advokaten gekleidet.
Doge.
Kommt Ihr von Paa, von Bellario?
Nerissa.
Von beiden, Herr; Bellario grüßt Eur Hoheit. (Sie überreicht einen Brief.)
Bassanio.
Was wetzest so eifrig da dein Messer?
Shylock.
Die Buß dem Bankrottierer auszuschneiden.
Graziano.
An deiner Seel, an deiner Sohle nicht,
Machst dein Messer scharf, harter Jude!